Der Wecker klingelt heute sehr früh, denn unser Ausflug in die bizarre Bergwelt Korsikas startet bereits um 7.30 Uhr. Wenn Ganztagesausflüge geplant sind, beginnt das Frühstück im Ferienhotel Maristella bereits 45 Minuten eher, so dass wir alle genug Zeit haben, um uns am reichhaltigen Buffet für den Tag zu stärken. Ein Lunchpaket bekommen wir ebenfalls mit, das uns mit Snacks und Wasser auf der Tour verpflegt.
Die Fahrt mit dem gemütlichen Reisebus geht zunächst Richtung Bastia, eine Strecke, die wir schon vom Flughafentransfer her kennen. An der Wegkreuzung Ponte-Leccia biegen wir dann rechts ab und nehmen Kurs auf das "Dach der Insel" - den mit 2.706 Metern höchsten Berg Korsikas, den Monte Cinto. Wir durchqueren das Tal des Asco-Flusses, das hier noch relativ breit erscheint und von trockener Hochmacchia bewachsen ist. Hinter der Hochebene von Ponte-Leccia mündet der Asco in den Golo, dessen Lauf wir nun folgen. Hinein geht es in das spektakuläre Obere Golo-Tal. Die Landschaft verändert sich und rosafarbene Granitwände und zerklüftete Felskegel bestimmen das Bild. Die Serpentinenstraße windet sich gefühlt wie ein Eselspfad das enge Tal hinauf, eine schmale Kurve folgt der nächsten und immer wieder stockt uns der Atem beim Blick in die tiefe, enge Schlucht hinunter. Was die Natur hier geschaffen hat, ist einmalig und schwer in Worte zu fassen. Der Fluss Golo plätschert am Fuße der Granitfelsen durch das Tal, unter alten Brücken hindurch und vorbei am rosaroten Gestein.
Am Ausgang der Schlucht freuen wir uns auf unseren ersten Stopp in Calacuccia, einem beliebten Bergdorf für Wanderer und Ausflügler, der mit kleinen Supermärkten, Cafés und Hotels lockt. Hier ist die Vegetation wieder grüner und die Kulisse mit den schneebedeckten Gipfeln erinnert an die Alpen.
Weiter geht die Reise hinauf zum Col de Vergio, dem mit 1.477 Metern höchsten Pass Korsikas. Hier gibt es sogar eine Skistation. Eines meiner Highlights der Tour und typisch für das Inselinnere sind die frei weidenden Tiere - Schweine, Kühe, Ziegen und Schafe. Nicht selten muss unser Bus anhalten, weil gerade eine Schweinemama mitten auf der Straße ihre Jungen säugt oder Ziegen auf dem Asphalt ruhen. Die friedlichen Tiere bilden ein herrliches Fotomotiv und verleihen der Tour fast eine Art Safari-Charakter.
Über den Col de Vergio nehmen wir Kurs auf den Küstenort Porto, der uns wieder ans Meer bringen wird. Doch zuerst führt uns die Reise durch die Spelunca-Schlucht, die sich rund 300 Meter unter uns durch die Berge gräbt. Hier dominiert wieder das rote Granitgestein. Auch wenn sich die Sonne jetzt hinter zum Teil dichten Regenwolken versteckt, eröffnet sich uns vom Fotostopp aus ein weiter Blick über die Gebirgskuppen bis zum Mittelmeer, das am Horizont in seinem tiefen Blau glitzert.
Nun nähern wir uns dem wunderschönen Ferienort Porto, der langgestreckt am Golf von Porto liegt, der Teil des Par Naturel Régional de Corse und UNESCO-Weltnaturerbes ist. Hier läuft das zerklüftete Gebirge mal sanft, mal schroff zum Meer hin aus und bietet eine faszinierende Kulisse. In Porto verbringen wir unsere Mittagspause und haben genug Zeit, um uns den Ort auf eigene Faust anzuschauen. Wir schlendern an einem der typischen Genueser-Türme vorbei, stöbern in den kleinen Souvenirläden und genießen eine Tasse leckeren Kaffees in einem der zahlreichen Restaurants, die sich an der Mündung des Flusses Porto malerisch aneinander reihen. Über eine reizvolle Brücke, die uns über den Fluss führt, erreichen wir den breiten Strand, der eingerahmt von Felsen in der Bucht liegt. Den Strand säumen herrliche große Eukalyptusbäume, die einen Hauch von Exotik versprühen. Da es gerade zu regnen anfängt, ist der Strand menschenleer und wir können ihn quasi für uns allein genießen.
Wieder zurück im Bus treten wir die letzte Etappe unserer Tour an, die uns entlang der aussichtsreichen Küstenstraße wieder zurück zum Maristella führt. Doch zunächst nehmen wir nicht Kurs nach Norden, sondern biegen auf der Panoramastraße nach Süden in die Calanche ab. Der Abstecher lohnt sich, denn hier wartet ein einzigartiges Naturschauspiel auf uns - Rot gefärbte Felsformationen, die 300 Meter aus dem Meer heraus ragen und bizarre Hohlformen gebildet haben. Die Reiseleiterin Viola verrät uns, dass diese Felsformationen im Mittelmeerraum nirgends eindrucksvoller erscheinen als hier in der Calanche auf Korsika. Auf kaum zwei Kilometern erstreckt sich diese Kulisse.
Nach einem spektakulären Wendemanöver führt uns unser Bus über Porto auf der Küstenstraße zurück nach Algajola. Auch diese Fahrt beschert uns zahlreiche tolle Ausblicke auf die Berge und das Meer. Wieder angekommen im Hotel sind wir reicher um unvergessliche Landschaftseindrücke, herrliche Naturerfahrungen und die Erkenntnis, dass Korsikas Bergwelt einfach einzigartig schön und bizarr zugleich ist.